Außer Kontrolle - Defekte Stoßdämpfer sind eine schleichende Gefahr

1. Oktober 2025

Ein modernes Auto wirft so schnell nichts aus der Bahn. Dank ausgeklügelter Elektronik wie Traktionskontrolle, ESP oder ABS werden selbst kniffelige Fahrsituationen gemeistert. „Doch die elektronischen Regelsysteme können die Grenzen der Fahrphysik nicht außer Kraft setzen und sie sind auf ein intaktes Fahrwerk angewiesen“, erinnert Ann-Christin Mainz von TÜV SÜD: „Sind die Stoßdämpfer verschlissen, gerät das Fahrzeug unversehens in einen Schlingerkurs.“ Deshalb sollten Autobesitzer regelmäßig die Stoßdämpfer von einem Fachmann kontrollieren lassen, sofern solche Kontrollen nicht im Inspektionsumfang aufgelistet sind, spätestens ab Laufleistungen von 80.000 Kilometern im Abstand von 20.000 Kilometern.

„Aufgabe der Stoßdämpfer ist es, die Schwingungen des Fahrzeuges abzubremsen, wenn es bei Bodenwellen, Schlaglöchern oder Hindernissen einfedert“, erklärt die TÜV SÜD-Expertin. Damit sorgen die Dämpfer dafür, dass die Räder selbst auf unebener Fahrbahn ununterbrochen in engem Kontakt zur Fahrbahn bleiben.

Bei verschlissenen Dämpfern lässt die Bodenhaftung nach – und damit die Stabilität in Kurven und die Spurtreue des Fahrzeugs. Das hat gefährliche Folgen: Der Bremsweg verlängert sich, und unter Umständen fehlen die Meter, die über Leben und Tod entscheiden. Das Fahrzeug bricht in Kurven oder beim Ausweichen schneller aus. Auch Aquaplaning setzt früher ein. Außerdem arbeiten das Anti-Blockier-System (ABS) und das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) nicht mehr korrekt.

Typisch ist, dass sich betroffene Autofahrer oft in trügerischer Sicherheit wiegen. „Der Verschleiß von Stoßdämpfern verläuft schleichend und wird vom Autofahrer teilweise gar nicht bemerkt“, schildert Mainz ihre Beobachtungen. „Der Fahrer gewöhnt sich leicht an ein Nachlassen der Dämpferwirkung, weil ihm meist der direkte Vergleich mit intakten Dämpfern fehlt.“

Eine einfache Sichtprüfung oder der Wipptest mit der Hand liefern keine verlässlichen Kontrollergebnisse über die Funktion der Dämpfer. „Optimal ist eine Dämpferprüfung auf einer sogenannten Rüttelplatte“, empfiehlt die Fachfrau. Dabei wird das Dämpfungsverhalten des gesamten Fahrwerks unter die Lupe genommen.

Indizien für mangelhafte Stoßdämpfer lassen sich laut Mainz so erkennen:

  • Das Reifenprofil ist ungleichmäßig abgefahren und die Reifen sind vorzeitig abgenutzt.
  • An den Dämpfern befinden sich deutliche Ölspuren.
  • Das Lenkrad vibriert - auch auf ebener Straße und trotz frisch gewuchteter Reifen.
  • Das Fahrzeug reagiert gegenüber Seitenwind sehr sensibel.
  • Das Fahrverhalten ist unpräzise sowie in Rechts- und Linkskurven unterschiedlich.
  • Das Auto senkt sich bei starken Bremsungen tief und schwingt im Stillstand nach.
  • Bei Schlaglöchern oder Bodenwellen sind Poltergeräusche aus den Radkästen zu hören.