Verschleierte Sinne
Morgens trifft er vor allem den Berufsverkehr, aber auch abends und sogar tagsüber bringt er so manchen Autofahrer aus dem Konzept. „Nebel nimmt die Sicht, täuscht die Fahrer und verleitet zu falschen Reaktionen“, schildert Marcellus Kaup von TÜV SÜD seine Beobachtungen. Es sind Millionen kleinster Wassertropfen, die das Licht so brechen, dass die menschlichen Sinne irritiert werden. „Vielen Autofahrern sind die Sinnestäuschungen des Nebels nicht genügend bewusst“, warnt Kaup. Grundsätzlich, so empfiehlt er, sollte man auch am Tag mit Licht fahren. Moderne Fahrzeuge sind zwar mit Tagfahrlicht ausgestattet. Bei schlechten Sichtverhältnissen ist das Tagfahrlicht allerdings kein guter Helfer. Denn bei dieser Einstellung sind ofmals nur die vorderen Scheinwerfer eingeschaltet – nicht aber die Rückleuchten.
Im Nebel erscheint alles, was man vor sich sieht, weiter entfernt. Deshalb wählen viele Fahrer im Nebel einen zu geringen Abstand, so Kaup. Die Nebelschwaden um das Auto verschleiern zudem das Gefühl für das eigene Tempo. Vielfach halten Fahrer die eigene Geschwindigkeit für angemessen, obwohl sie objektiv viel zu schnell unterwegs sind. Zudem stellt das Fahren in den undurchdringlichen Nebelschwaden für viele Fahrer eine enorme Belastung dar. Dieser Nebel-Stress schränkt die Wahrnehmung zusätzlich ein, besonders periphere Bewegungsreize werden weniger erkannt, das visuelle Feld eingeengt.
Marcellus Kaup rät: „Schalten Sie das Fahrlicht an, halten Sie genug Abstand ein und gehen Sie vom Gas.“ Hilfreich sind Nebelscheinwerfer. Sie strahlen ihr Licht flach auf die Straße. Das hat zwei Vorteile: bodennah gibt es weniger Nebel als weiter oben. Zweitens wird der Nebel direkt vor den Augen des Fahrers weniger stark beleuchtet. Für die Nebelschlussleuchte gelten strenge Regeln: Sie darf nur bei dichtem Nebel bei Sichtweite unter 50 Meter (Abstand zwischen zwei Leitpfosten) eingeschaltet werden. Dann gilt maximal Tempo 50. Das gilt innerorts wie außerorts.
Immer wieder zu beobachten: In Nebelpassagen hängen sich manche Fahrer förmlich an die Rücklichter des Vorausfahrenden und fühlen sich andererseits von den Scheinwerfern der Nachfolgenden im Rückspiegel bedrängt. Durch diesen Sog- und Druckeffekt entstehen dann Fahrzeug-Kolonnen, die viel zu schnell unterwegs sind. Zusätzlich kommt es in den Kolonnen leicht zu Geschwindigkeitsdifferenzen. „Beim kleinsten Bremsvorgang kann der geringe Abstand in der Kolonne dann zu Massenkarambolagen führen, wie sie sich fast jedes Jahr im Nebel ereignen“, warnt der TÜV SÜD-Fachmann.